Angehörige, die erkrankte, behinderte Familienmitglieder oder Partner in Teilzeit oder Vollzeit pflegen, sind rund um die Uhr im Einsatz und leisten eine anstrengende und manchmal auch wenig anerkannte Arbeit, weshalb sie oft großen körperlichen sowie seelischen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Dabei können diese Belastungen zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden wie einem Erschöpfungssyndrom, einer Depression oder sogar zu Angst- und Panikattacken führen und sollten daher ernst genommen werden und im besten Falle vorbeugt werden.
Die Mehrfachbelastung, Beruf, Familie und Pflege unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven der pflegenden Person und stellt die Pflegenden (meist sind es Frauen, Töchter oder Schwiegertöchter im Alter von 40 bis 65 Jahren) vor große Herausforderungen. Dabei ist es den Pflegenden häufig aufgrund von Zeitmangel gar nicht möglich, allen Ansprüchen und Aufgaben gerecht zu werden. Während der Pflegebedürftige viel Zeit und Unterstützung bei alltäglichen Dingen (in einigen Fällen sogar 24 Stunden) benötigt, will nebenbei meist noch die Familie versorgt und der Beruf ausgeübt werden. Meist sind es Frauen, die in vielen Fällen grade die erwachsenen Kinder aus dem Haus haben, und die den Spagat zwischen Pflege, Familie, Arbeitgeber, Kollegen und Freunden leisten müssen und dabei unter hohem Druck stehen. Balance zwischen Alltag und Pflege Kein Wunder also, dass insbesondere diejenigen, die sich allein oder neben dem Beruf um die Pflege kümmern und nur wenig Hilfe erhalten, schnell an ihre Grenzen stoßen. Umso wichtiger ist es, einen gesunden und offenen Umgang mit der Problematik zu pflegen, und eine ausgewogene Balance zwischen der Organisation des Alltags und der Pflege zu finden. Folgende Tipps können sicher keine umfassende Lösung bieten, stellen aber ein paar Anhaltspunkte dar, welche den Pflegenden den Umgang mit ihrer Aufgabe und der entsprechenden Organisation erleichtern:
Lassen Sie sich professionell unterstützen – sowohl bei der eigentlichen Pflege, B. durch stationäre Tagespflege oder einen ambulanten Dienst
Nehmen Sie die Beratungsangebote und Hilfen verschiedener Familienberatungsstellen, Gesprächskreise oderInternetforen an
Sorgen Sie vor und erstellen möglichst frühzeitig einen Pflegeplan (Zeit, Finanzen etc.)
Belegen Sie eventuell einen Pflegekurs
machen Sie Kompromisse und lernen zu akzeptieren, dass man nicht immer alle zufriedenstellen kann
nehmen Sie sich kleine Auszeiten (Freunde, Shoppen, Wellness)und erlernen Entspannungstechniken (z. B. Meditation, bewusstes Atmen)
lernen Sie Nein sagen!
Sicherlich gibt es kein allgemeingültiges Geheimrezept, um mit dem Stress und der Mehrfachbelastung der Pflege eines geliebten Angehörigen umzugehen, wer aber versucht, auf sich selbst aufzupassen, und die Pflege so organisiert, dass nicht die gesamte Last auf einer Person liegt, kann öfter einmal durchatmen und ist weniger anfällig für die typischen Erschöpfungssyndrome und Krankheiten infolge des Stresses. Denn vom Nein sagen oder kleinen Auszeiten profitiert im Endeffekt nicht nur der Pflegende, sondern alle Betroffenen, was mit folgendem Zitat sehr treffend belegt wird: „Pflege kann nur gut gehen, wenn es den Pflegenden selbst gut geht.“ (Jansen 1995)
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